Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz – Teil 3

Praktische Übung: Die Macht der Eigenverantwortung

Dieser Beitrag ist Teil 3 von 3. Hier können Teil 1 und Teil 2 gelesen werden.

Wo vermeidest du Verantwortung?

Nimm dir ein paar Minuten Zeit und überlege, wo du in deinem Leben Verantwortung vermeidest. Wo gibst du anderen die Schuld für deine Situation? Wie rechtfertigst du deine Handlungen oder deine Untätigkeit?

Einige Beispiele:

  • „Ich habe es im Leben schwer, weil ich eine schwierige Kindheit hatte, deshalb ist eine positive Veränderung für mich fast unmöglich.“
  • „Ich habe Traumata erlebt, die mich daran hindern, die Person zu werden, die ich sein möchte.“
  • „Ich bin in meinem Beruf blockiert, weil meine Führungskraft mir Steine in den Weg legt. Darum kann ich meine beruflichen Ziele nicht erreichen“.
  • „Mein:e Partner:in versteht meine Bedürfnisse nicht, deshalb habe ich aufgehört, meine Wünsche zu kommunizieren.

Wie könntest du stattdessen Verantwortung übernehmen?

Indem du von einem Schuldzuweisungsansatz zu einem Verantwortungsansatz wechselst. In Bezug auf die obigen Beispiele könnte das folgendermaßen aussehen:

  • „Die vielen Verletzungen in meiner Kindheit haben tiefe Spuren hinterlassen, dennoch kann ich als Erwachsener meinen Heilungsprozess selbst in die Hand nehmen“.
  • „Ich trage keine Schuld für die erlebten Traumata. Auch lässt sich die Vergangenheit leider nicht mehr ändern. Was ich tun kann: die Stärken und Fähigkeiten identifizieren, die ich durch die (oder trotz der) vergangenen Erfahrungen erworben habe und diese zu nutzen, um mein gegenwärtiges Leben zu verbessern“.
  • „Es ist unfair, dass meine Führungskraft mir Steine in den Weg legt, aber ich kann nur meine Reaktion darauf kontrollieren. Ich kann versuchen, meine Grenzen im Arbeitsumfeld zu klären. Wenn sich nichts ändert, ist es vielleicht an der Zeit, einen neuen Job zu suchen.
  • „Mein:e Partner:in versteht meine Bedürfnisse nicht immer. Dies ist eine neue Herausforderung, an der sowohl ich als Person wie auch unsere Beziehung wachsen kann. Ich kann lernen, meine:n Partner:in besser zu verstehen und meine Bedürfnisse klarer zu kommunizieren.

Wohin steuerst du?

Hier sind drei wirksame Strategien, die dir helfen können, deine Selbstwahrnehmung zu stärken. Dies ermöglicht dir dich selbst besser zu verstehen und dadurch bewusstere Entscheidungen zu treffen.

Es ist leicht, großspurig von fantastischen Zielen zu erzählen oder davon, wie toll dein jetziges Leben ist. Aber bedenke: Du bist nicht, was du sagst. Du bist, was du tust.
Diese Erkenntnis ist wichtig, denn sie führt zu einem harmonischen Leben, wenn deine Ambitionen und Träume mit deinem Verhalten übereinstimmen. Wenn du im Einklang mit deinen Werten und Träumen lebst, wird dein Leben zu einem spannenden Abenteuer voller Harmonie. Und nein, das hat nichts mit esoterischem Blabla zu tun und du musst dich auch nicht wie ein spiritueller Guru dabei fühlen.
Es bedeutet vielmehr, dass du, wenn eine Kluft zwischen deinen Werten und deinen Handlungen besteht, eine Menge mentaler Akrobatik vollbringst. Du versuchst dir selbst einzureden, dass du etwas gut findest (X), während du in Wirklichkeit anders handelst (Y). Und das gilt, auch wenn Werte sich im Laufe des Lebens ändern können.
Es ist, als würdest du eine Maske aufsetzen, um der Welt eine bestimmte Version von dir zu zeigen, während du in Wirklichkeit eine andere Rolle spielst. Das kann sehr verwirrend sein – in erster Linie für dich selbst, wenn dir diese Mechanismen nicht oder nur zu einem geringen Teil bewusst sind. Dies kann im schlechtesten Fall zu Identitätskrisen, Selbstwertproblemen und übermäßiger Abhängigkeit führen – und ehrlich gesagt: ist es einfach anstrengend.
Im Gegensatz dazu ist ein Leben, das auf deinen Werten basiert, der stimmige Ausdruck deines aktuellen Selbst. Es bringt dein Handeln in Einklang mit dem, was dir wirklich wichtig ist und fördert ein gesundes Selbstbild. Es zieht Menschen in dein Leben, die wirklich zu dir passen und ermöglicht gesündere Beziehungen.

Die Reise zur Selbstwahrnehmung ist spannend und erkenntnisreich, erfordert aber Mut und Ausdauer. Durch sie lernst du dich selbst besser kennen und kannst ein erfüllteres und authentischeres Leben führen. Im nächsten Teil beleuchten wir die Kunst der Selbstakzeptanz, wie du deine Werte herausfindest und welche Rolle radikale Eigenverantwortung dabei spielt. Lass dich von dieser aufregenden und befreienden Entwicklung inspirieren.

Routinen: Die tägliche Begegnung mit dem Leben

So, und jetzt kommen wir zu den alltäglichen Gewohnheiten. Ja, es sind diese gewöhnlichen, alltäglichen Routinen.

Einige werden sagen, dass es eigentlich die Ziele sein sollten, über die wir hier sprechen und, obwohl Ziele eine gewisse Bedeutung haben, glaube ich, dass sie manchmal als wirkliche Katalysatoren für bedeutsame Veränderungen überschätzt werden.

Ziele sind oft attraktiv präsentierte Miniaturversionen unseres zukünftigen Selbst. Und das ist auch gut so. Ziele können eine hervorragende Orientierung in unserem Dasein sein.

Sie können sich aber auch leicht in bloßes Geschwätz verwandeln.

Doch seine tägliche Routine man kann nicht “fälschen”.

Was du jeden Tag tust, gibt einen direkten Einblick in deine Werte und zeigt, wer du bist.

  • Wenn dir Gesundheit wichtig ist, wirst du auf eine gesunde Ernährung achten und Sport zu einem festen Bestandteil deines Lebens machen.
  • Wenn dir persönliche Beziehungen wichtig sind, wirst du sie in den Mittelpunkt stellen und aktiv Wege finden, sie zu pflegen und zu stärken.
  • Wenn du Integrität, Kreativität, Freundlichkeit oder andere Tugenden wirklich schätzt, wirst du versuchen, sie regelmäßig zum Ausdruck zu bringen.

Menschen neigen dazu zu glauben, dass eine tiefgreifende Veränderung in ihrem Leben eine einzige und monumentale Handlung erfordert, um ein großes Ziel zu erreichen. Das ist ein Irrtum.

Man wird nicht durch eine einzige Handlung definiert. Vielmehr werden deine Werte durch unzählige kleine Handlungen im Alltag verkörpert.

Und diese scheinbar unbedeutenden Handlungen summieren sich zu etwas Bedeutendem – sie summieren sich zu der Person, die du durch dein Handeln über Jahre und Jahrzehnte geworden bist.

Praktische Übung: Eine Gewohnheit schaffen, die deinen Werten entspricht

Zum Abschluss dieses Beitrags laden wir dich ein, dich auf mindestens einen deiner Werte zu konzentrieren, die dir vielleicht während des Lesens bewusst geworden sind.

Die Idee ist, diesen Wert ganz praktisch zu manifestieren, indem du eine entsprechende Gewohnheit einführst, die diesen Wert in deinem Alltag widerspiegelt.

1. Welchen Wert möchtest du stärker in deinem Alltag verankern?

Möchtest du mehr Ehrlichkeit, Kreativität, Gemeinschaftssinn oder Lernbereitschaft in deinem Alltag verwirklichen? Jeder von uns hat seinen eigenen, einzigartigen Wertemix, deshalb ist es wichtig, sich über seine eigenen Prioritäten im Klaren zu sein.

2. Welche kleinen alltäglichen (oder fast alltäglichen) Handlungen kannst du tun, um diesen Wert zu integrieren?

Hier sind einige Vorschläge:

    • Wenn mehr Ehrlichkeit dein Ziel ist, identifiziere einen Bereich in deinem Leben, indem du manchmal unehrlich bist, entweder dir selbst oder anderen gegenüber und entscheide dich, in diesen Situationen ehrlich zu sein.
    • Wenn du kreativer werden möchtest, nimm dir jeden Tag etwas Zeit, um etwas Kreatives zu schaffen – sei es Schreiben, Musizieren, Malen oder etwas anderes.
    • Wenn dir zwischenmenschliche Beziehungen wichtig sind, nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um jemanden, der dir wichtig ist, zu kontaktieren und ihm deine Wertschätzung zu zeigen.

3. Wie kannst du dieses Verhalten zu einer Gewohnheit machen – zu einer Praxis, die so tief in deinem Alltag verwurzelt ist, dass sie fast unbewusst abläuft?

    • Überlege, wie du dieses Verhalten zu einem festen Bestandteil deines Lebens machen kannst.
    • Wie kannst du ein Umfeld schaffen, in dem diese neue Gewohnheit gedeihen kann?
    • Wie kannst du Verantwortung übernehmen?
    • Was definiert für dich Erfolg in diesem Zusammenhang?

Und noch ein kleiner Tipp: damit das Ganze nicht nur in deinen Gedanken abläuft und als solches rasch wieder verschwindet, rate ich dir, es nach außen zu bringen. Das kannst du bspw. tun, indem du ein kleines Tagebuch nutzt, in dem du 10 Wochen lang notierst, wie es dir an dem Tag gelungen ist, deine kleine Gewohnheit umzusetzen und wie es dir dabei ergangen ist. Wenn du nicht schreiben magst, kannst du dich auch mit jemandem verabreden, dass er oder sie dir alle zwei Tage in einem kurzen Chat zuhört. Probier’ es aus, es wirkt.

Wir hoffen, dass dieser Beitrag dich auf deinem Weg zu einer tieferen Selbstwahrnehmung begleitet. Es ist ein lebenslanger Prozess, der Geduld und Ausdauer erfordert, das weißt du sicher.

Denn darum geht es im Leben: herauszufinden und zu gestalten, wer man ist, und diesen Entdeckungs- und Gestaltungsprozess immer wieder neu zu durchlaufen.

Der Leistungskatalog von commma

Bei commma finden Sie ein wirtschaftspsychologisch ausgebildetes Team, das professionelle Coachings für Personalverantwortliche anbietet. Zudem bietet commma Einzel-Assessments und Potenzialanalysen an, die in der Regel für wichtige Besetzungen oder höhere Positionen in Frage kommen und in der Zusammenarbeit mit internen Führungskräften umgesetzt werden.

Wollen Sie ihre Personalentwicklung im Unternehmen voranbringen?

Wir sind Experten in Personalentwicklung- & beurteilung

Der Autor

Daniel Krieger Portrait

Daniel Krieger

Daniel Krieger unterstützt das commma-Team als Berater in allen Themen der Personalbeurteilung und Personalauswahl. Er fördert praxisnah und zielorientiert die individuellen Stärken seiner Kunden. Seine natürliche Neugier und sein analytisches Denken helfen ihm dabei, die richtigen Fragen zu stellen, die dem Gegenüber erstaunliche Einsichten ermöglichen.