Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz – Teil 1: Was ist Selbstwahrnehmung

Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz spielen eine entscheidende Rolle in unserer persönlichen Entwicklung und unserem emotionalen Wohlbefinden. Als wichtige Themen im Coaching unterstützen sie uns dabei, uns selbst besser zu verstehen und authentischer zu leben.

Was ist Selbstwahrnehmung

Selbstwahrnehmung ist wie ein Spiegel der Seele, der uns hilft, uns selbst tiefer und ganzheitlicher zu verstehen. Es ist die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle, Motivationen und Verhaltensweisen zu erkennen und zu interpretieren. Die bewusste Kenntnis unserer physischen, emotionalen und psychologischen Zustände spielt dabei eine zentrale Rolle.

Eine gute Selbstwahrnehmung ermöglicht es uns, unsere Stärken und Schwächen zu erkennen, unser Verhalten und unsere Reaktionen auf verschiedene Situationen zu verstehen und die Auswirkungen unseres Handelns auf andere zu erkennen. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der emotionalen Intelligenz und unterstützt uns in unserer persönlichen und beruflichen Entwicklung.

Die Reise zur Selbstwahrnehmung: Eine dreistufige Annäherung

1. Erkenne deine Handlungen

Die Reise beginnt damit, deine Handlungen zu verstehen. Jeden Tag unternimmst du eine Vielzahl von Aktivitäten – aber bist du dir dessen bewusst? Sei dir der Realität deiner Handlungen bewusst, egal ob sie positiv, negativ oder unbedeutend erscheinen. Dieser erste Schritt erfordert Mut – es ist wie das Öffnen eines inneren Tagebuchs, das alle deine Handlungen, Fehler und Erfolge offenbart.

Zugegeben, das klingt einfach. Aber oft täuschen wir uns über unser eigenes Verhalten. Wir schieben Aufgaben vor uns her, gehen unangenehmen Aufgaben aus dem Weg und nutzen soziale Medien oder das Fernsehen als Ablenkung, während wir uns einreden, produktiv zu sein. Indem wir unsere tatsächlichen Handlungen erkennen und sie nicht verleugnen, können wir die verborgenen Gründe hinter unserem Verhalten identifizieren und uns auf den Weg zur Verbesserung begeben.

2. Erkenne deine Gefühle

Für viele Menschen endet die Reise zur Selbstwahrnehmung mit dem Erkennen ihrer Handlungen. Aber was ist mit den Emotionen, die unser Verhalten bestimmen? Sie sind oft der verborgene Motor hinter unserem Handeln. Leider neigen wir dazu, sie zu ignorieren oder zu unterdrücken.

Wir weichen dem Schmerz aus, indem wir uns ablenken und emotional betäuben. Wir starren stundenlang auf unsere Smartphones, denken über die Vergangenheit oder unsere mögliche Zukunft nach und schmieden Pläne, die wir nie umsetzen werden. Wir nutzen Social Media, Netflix, Videospiele, Alkohol und andere legale oder sogar illegale Drogen, um uns in eine andere Welt zu versetzen, in der es keinen Schmerz gibt, in der sich alles immer leicht, gut und richtig anfühlt, um die Realität unserer Probleme zu verdrängen.

Es ist Zeit, sich ohne Ablenkung hinzusetzen und damit zu beginnen, die eigenen Emotionen zu erkennen und zu benennen. Was spürst du, wenn du nichts tust? Bist du ängstlich, aufgeregt, wütend oder einfach nur gelangweilt? Ob Freude oder Trauer, Begeisterung oder Frustration – erlaube dir, deine Gefühle in ihrer ganzen Bandbreite zu spüren. Die Anerkennung deiner Gefühle, ob angenehm oder unangenehm, ist der Schlüssel, um dich selbst besser kennenzulernen. Es ist in Ordnung, wütend, traurig, müde oder gelangweilt zu sein. Gefühle sind wertfrei – sie sind einfach da.

Die Bewältigung dieser Stufe kann eine echte Herausforderung sein, besonders wenn du deine Gefühle zu lange ignoriert hast. Es kann einige Zeit und vielleicht auch professionelle Unterstützung brauchen, um in diese Phase der Selbstwahrnehmung einzutauchen. Aber es lohnt sich – denn wenn du deine Gefühle verstehst, kannst du dich besser kontrollieren und authentischer leben.

3. Entdecke deine blinden Flecken

Wenn du dir deiner Gefühle und Wünsche bewusst wirst, wirst du vielleicht eine unbequeme Wahrheit entdecken: Wir sind nicht immer so rational und bei Verstand, wie wir gerne glauben. Oft erfindet unser Gehirn Geschichten, die unsere Emotionen und Impulse rationalisieren, um ein schlüssiges Selbstbild aufrechtzuerhalten. Wir alle halten uns für eigenständige Denker, die auf der Grundlage von Fakten und Belegen argumentieren, aber in Wirklichkeit verbringt unser Verstand die meiste Zeit damit, zu rechtfertigen und zu erklären, was unser Herz bereits entschieden hat.

Du könntest davon überzeugt sein, dass du Überstunden im Büro machst, weil du besonders engagiert und ehrgeizig bist, während du in Wirklichkeit nur versuchst, den Problemen zu Hause aus dem Weg zu gehen.

Du könntest denken, dass du immer bereit bist, anderen zu helfen, weil du ein fürsorglicher und mitfühlender Mensch bist. Es könnte aber auch sein, dass du in Wirklichkeit nach Anerkennung suchst oder dass es dir schwerfällt, Nein zu sagen.

Diese Art der Selbsttäuschung ist nur zwei Beispiele dafür, wie wir unsere wahren Motive verbergen.

Es gibt viele Aspekte unseres Verhaltens und unserer Persönlichkeit, die uns unbewusst bleiben – von lästigen Gewohnheiten, die wir kaum bemerken, bis hin zu tief verwurzelten Traumata, die unseren Lebensweg beeinflussen. Diese „blinden Flecken“ zu erkennen, erfordert Ehrlichkeit uns selbst gegenüber und die Bereitschaft, ehrliches und auch kritisches Feedback von anderen anzunehmen. Es mag unbequem sein, diese verborgenen Aspekte zu entdecken, aber die Auseinandersetzung mit ihnen ermöglicht es, sich selbst auf einer tieferen Ebene zu verstehen und weiterzuentwickeln.

Die Reise zur Selbstwahrnehmung ist spannend und erkenntnisreich. Sie erfordert Mut, Geduld und Ausdauer. Aber die Belohnung ist enorm: Du lernst dich selbst besser kennen und verstehst, was dir letztendlich hilft, ein erfüllteres und authentischeres Leben zu führen. Du wirst überrascht sein zu erkennen, wie du WIRKLICH bist – hinter all den Facetten, die du zeitlebens aufgebaut hast. Es wird sich aufregend und befreiend anfühlen.

Strategien zur Stärkung der Selbstwahrnehmung

Hier sind drei wirksame Strategien, die dir helfen können, deine Selbstwahrnehmung zu stärken. Dies ermöglicht dir dich selbst besser zu verstehen und dadurch bewusstere Entscheidungen zu treffen.

1. Übe Achtsamkeit

Praktiziere Achtsamkeit, um im Hier und Jetzt präsent zu sein und dich bewusst auf deine Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. Indem du achtsam bist, erkennst du Muster in deinem Denken und Fühlen und gewinnst an Selbstbewusstsein.

Achtsamkeit bedeutet nichts anderes, als im Hier und Jetzt zu sein – ganz bewusst und im gegenwärtigen Augenblick. Dabei geht es nicht nur um die Wahrnehmung deiner äußeren Umgebung, sondern auch um deine inneren Zustände – Es geht um das, was du gerade fühlst, denkst und wahrnimmst. Du musst dich darauf konzentrieren, was du gerade denkst und fühlst. Welche Emotionen kommen in dir hoch und wo in deinem Körper treten sie auf? Wie genau fühlen sie sich an? Warm/kalt, angespannt/entspannt, aufregend/angstvoll?

Meditation kann dir dabei helfen, aber wir müssen es für den Anfang nicht unnötig kompliziert machen. Warum probierst du es nicht einfach mal aus? Nimm dir jeden Tag fünf Minuten Zeit und achte einfach auf deine Gedanken, Gefühle und deine Umgebung. Keine Bewertung, keine Ablenkung, nur beobachten. Indem du dich auf das „Jetzt“ konzentrierst, fängst du an, Muster in deinen Gedanken und Gefühlen zu erkennen – und schwupps, hast du den ersten Schritt zu mehr Selbst-Bewusstsein getan.

2. Schreibe deine Gedanken auf

Halte deine Gedanken und Gefühle schriftlich fest, um ein offenes und unzensiertes Gespräch mit dir selbst zu führen. Dadurch vertiefst du dein Selbstverständnis und entdeckst neue Erkenntnisse über dich selbst.

Eine weitere wirksame Strategie zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung ist das Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen. Fang an zu schreiben. Schreiben ist wie ein offenes Gespräch mit dir selbst – pur, echt und unzensiert. Schnapp dir einen Notizblock, öffne ein neues Word-Dokument oder leg dir ein Tagebuch zu und lass die Worte fließen. Es muss nicht schön sein, nur ehrlich. Schreib über deinen Tag, deine Ängste, unangenehmen Momente und wofür du dankbar bist. Je mehr du schreibst, desto mehr erfährst du, was in deinem Kopf vorgeht und entdeckst vielleicht Dinge über dich, die du noch nicht gewusst hast. Allein die Tatsache, dass du deine Gedanken ordnest und zu Papier bringst, reicht oft schon aus, um dir über deine Motive und Gefühle klarer zu werden und dein Selbstverständnis zu vertiefen.

3. Hole Feedback ein

Auch wenn es manchmal unangenehm ist: Andere Menschen sehen oft Dinge an uns, die wir selbst nicht wahrnehmen. Mach dich also innerlich bereit und frage Menschen, denen du vertraust (Freunde, Familie, Kollegen), nach ihrer ehrlichen Meinung. Wenn du zu deinem besten Freund oder einem Familienmitglied deines Vertrauens gehst und sie bittest, vollkommen ehrlich zu dir zu sein, was deine Person, deine Persönlichkeit und/oder einen Teil deines Lebens betrifft, über den du dir nicht sicher bist, dann wird es wahrscheinlich nicht immer einfach sein, zu hören, was sie über dich zu sagen haben. Sei offen für das, was andere dir sagen, und betrachte es als Chance, dich weiterzuentwickeln.

Das heißt nicht, dass du alles unhinterfragt akzeptieren musst, aber es hilft, darüber nachzudenken und zu prüfen, ob ein Fünkchen Wahrheit darin steckt. Ja, es kann wehtun, aber Wachstum erfordert oft ein wenig Unbehagen.

Frage Menschen, denen du vertraust, nach ehrlichem Feedback über deine Persönlichkeit und dein Verhalten. Dies hilft dir, blinde Flecken zu erkennen und dich weiterzuentwickeln.

Im nächsten Teil beleuchten wir die Kunst der Selbstakzeptanz, gehen der Frage nach wie du deine Werte herausfindest und sprechen darüber, was radikale Eigenverantwortung mit all dem zu tun hat.

Die Reise zur Selbstwahrnehmung ist spannend und erkenntnisreich, erfordert aber Mut und Ausdauer. Durch sie lernst du dich selbst besser kennen und kannst ein erfüllteres und authentischeres Leben führen. Im nächsten Teil beleuchten wir die Kunst der Selbstakzeptanz, wie du deine Werte herausfindest und welche Rolle radikale Eigenverantwortung dabei spielt. Lass dich von dieser aufregenden und befreienden Entwicklung inspirieren.

Der Leistungskatalog von commma

Bei commma finden Sie ein wirtschaftspsychologisch ausgebildetes Team, das professionelle Coachings für Personalverantwortliche anbietet. Zudem bietet commma Einzel-Assessments und Potenzialanalysen an, die in der Regel für wichtige Besetzungen oder höhere Positionen in Frage kommen und in der Zusammenarbeit mit internen Führungskräften umgesetzt werden.

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Daniel Krieger Portrait

Daniel Krieger

Daniel Krieger unterstützt das commma-Team als Berater in allen Themen der Personalbeurteilung und Personalauswahl. Er fördert praxisnah und zielorientiert die individuellen Stärken seiner Kunden. Seine natürliche Neugier und sein analytisches Denken helfen ihm dabei, die richtigen Fragen zu stellen, die dem Gegenüber erstaunliche Einsichten ermöglichen.